Die Kirche von Dittmannsdorf ist das wohl älteste Gotteshaus in der weiteren Umgebung. Zwischen 1170 und 1250 entstand es als Wegekapelle am Böhmischen Steig, einer einst bedeutenden Handelsverbindung zwischen Halle und Böhmen. Hier konnten die vorüberziehenden Händler rasten und beten. Sie baten darum, den gefürchteten Weg durch das unwegsame Dickicht des rauen Erzgebirgswaldes heil zu überstehen. Sie dankten dafür, wenn sie unbeschadet zurückgekehrt waren und aus menschenleerer Wildnis wieder in zivilisiertes Gebiet gelangt waren. Wahrscheinlich war das Gotteshaus Nikolaus, dem Heiligen der Kaufleute, geweiht, was eine Aufschrift auf der kleinen Glocke vermuten lässt.
Nachdem das Erzgebirge ab ca. 1200 allmählich von fränkischen Siedlern urbar gemacht und auch der Ort Dittmannsdorf gegründet worden war, wurde die kleine Kapelle zur Dorfkirche umfunktioniert. Das alte romanische Kirchenschiff erhielt mehrere Anbauten im gotischen Stil, um der steigenden Einwohnerzahl gerecht zu werden: Der Altarraum und die Sakristei wurden angebaut, der Dachreiter wurde aufgesetzt. – Somit erhielt die Kirche im 15. Jahrhundert weitgehend ihre heutige äußere Gestalt.
Das Kircheninnere dagegen änderte sich im Laufe der Jahrhunderte noch oft, sodass hier Gegenstände fast aller Kunstepochen zu finden sind: Am ältesten ist ein lebensgroßes gotisches Kruzifix aus dem 13. Jahrhundert. Der Flügelaltar aus dem Jahre 1497 zeigt die ältesten bekannten Werke des Malers Hans Hesse, der auch den Annaberger Bergaltar malte. Bemerkenswert sind außerdem das Deckengemälde im Altarraum, die Renaissance-Malereien im Kirchenschiff, die zwei barocken Zinnleuchter und die Orgel, die 1882 von Carl Eduard Schubert angefertigte Orgel.
In einem Heimatheft aus den 1950er Jahren wird die Dittmannsdorfer Kirche als „kunsthistorisches Museum“ beschrieben. Ja, das stimmt wohl, gemessen an den zahlreichen Kunstschätzen, die hier zu finden sind. Aber gemessen an der Kirchgemeinde selbst, kann man keinesfalls von einem alten, verstaubten Museum sprechen. Die Dittmannsdorfer pflegen ihre kleine Kirche und halten sie durch ein vielseitiges Gemeindeleben lebendig. Besonders der Posaunenchor und die Laienspielgruppe, aber auch jeder einzelne tragen zur Bereicherung der Kirchgemeinde bei.
Noch ein Wort zur Verwaltungsstruktur: Jahrhundertelang hatte Dittmannsdorf keine eigene Kirchgemeinde gebildet, sondern war eine Filiale von Erdmannsdorf. Am 16. Oktober 1853 erfolgte die Loslösung. Von da an hatte der Ort einen eigenen Kirchenvorstand und einen eigenen Pfarrer, für den 1869 eigens das Pfarrhaus errichtet wurde. Nachdem die Pfarrstelle in Dittmannsdorf 1927 jedoch vakant geworden war, ging die Kirchgemeinde notgedrungen ein Schwesternverhältnis mit der Parochie Zschopau ein, die damals drei Pfarrer hatte. Der dritte Zschopauer Pfarrer war damit für Dittmannsdorf und Witzschdorf zuständig. Dieser Zustand blieb bis 1950, als sich die beiden Dörfer zum Schritt in die „gemeinsame Eigenständigkeit“ entschlossen. Das Schwesternverhältnis zu Zschopau wurde aufgelöst und dafür mit Witzschdorf eingegangen. 1977 wurde Dittmannsdorf von Witzschdorf getrennt und nach über 120 Jahren wieder der Kirchgemeinde Erdmannsdorf angegliedert; dies blieb jedoch nur für kurze Zeit bestehen: Seit 1999 bilden die drei Kirchgemeinden Dittmannsdorf, Gornau und Witzschdorf Schwesternkirchen, die vom Pfarramt Gornau aus betreut werden.
Noch ein Kuriosum zum Thema Glocken: Meist sind auf Kirchenglocken Bibelverse, Liedtexte oder Sinnsprüche zu lesen. Nur selten gibt es einen direkten Bezug zu dem Ort, wo sie hängen. Wer dagegen schon einmal im Glockenstuhl der Waldkirchner Friedhofskirche gewesen ist, wird eine Glocke mit einer ganz besonderen Aufschrift bemerkt haben; auf dieser steht geschrieben:
„So offte Dittmannsdorf hört diese Glocke schallen,
so offt laß es o Herr mit Lust zur Kirche wallen.“
Zwar hört Dittmannsdorf diese Glocke, die nach dem Ersten Weltkrieg umgehängt wurde, heute nicht mehr schallen, doch in Waldkirchen leistet sie mit Sicherheit genau so gute Dienste.